Kollaborative Arbeitsplatzlösungen und Werkzeuge sind nur dann erfolgreich, wenn Unternehmen mit Spielregeln, Begleitmaßnahmen und Verhaltensänderungen einen Raum schaffen, in dem sich eine neue Arbeitskultur entfalten kann.
Der moderne Arbeitsplatz fehlt auf keiner Strategie- Agenda und ist das Trendthema schlechthin. Unternehmen setzen dabei auf modernste Technologien und hoffen, dass sich damit eine neue Arbeitskultur entwickelt – und scheitern dabei. Die von der IT eingeführten agilen modernen Arbeitsplatz-Werkzeuge und die moderne Gestaltung von Büros lösen das grundsätzliche Problem einer veralteten Arbeitsplatzkultur nicht, wie die meisten Organisationen nun schmerzlich feststellen müssen. Viele Unternehmen leben nach wie vor in einer „Ich und meine E-Mails“-Kultur. Mitarbeiter organisieren sich über ihren digitalen Posteingang. Sie tauschen Informationen bevorzugt per E-Mail und Dateianhang aus. Die Zukunft verlangt jedoch echtes kollaboratives Arbeiten, ganz nach dem idealisierten Motto: „Wir und keine (!) E-Mails“.
Foto © Rudy Felser
„Die Transformation zu einer kollaborativen Arbeitskultur muss begleitet werden, damit sich die Investitionen in die modernen Technologien bezahlt machen.“
(Zitat: Nahed Hatahet, Keynote-Speaker, Digitalexperte, Berater und Mentor)
Das ist eine große Herausforderung, denn das E-Mail-Verhalten hat sich über viele Jahre hinweg bereits synaptisch in den autonomen Gehirnregionen der Menschen etabliert. Neurowissenschaftlich gesehen braucht es eine gewisse Zeit und viel Energie, um eingeprägte Verhaltensweisen zu ändern. Eine „New Work“ Potenzialentfaltung verlangt aber eine solche nachhaltige Verhaltensänderung. Andererseits gibt es aber auch viele – vor allem jüngere – Mitarbeiter-innen, die sehr genau wissen, was kollaboratives Arbeiten ohne E-Mails und eine offene Kommunikation bedeuten. Diese Generationen sind nicht im E-Mail-Zeitalter aufgewachsen und organisieren sich schon immer mit modernen Werkzeugen und einer kollaborativen und offenen Arbeitskultur. Diese Menschen verstehen verständlicherweise nicht, dass Organisationen so viele interne E-Mails produzieren und ineffizient kommunizieren und zusammenarbeiten. Zusammenarbeit bedeutet für diese Mitarbeiter vor allem, sich modern auszutauschen, ohne E-Mails.
Unternehmen müssen daher vor allem an dem Verhalten der Mitarbeiter arbeiten. Die Transformation zu einer kollaborativen Arbeitskultur muss begleitet werden, damit sich die Investitionen in die modernen Technologien bezahlt machen. Ein solches Vorhaben verlangt eine interdisziplinäre Beteiligung verschiedener Unternehmensbereiche. Es sind neben IT vor allem auch HR sowie interne Kommunikation und Marketing gefragt. Neue Spiel- und Verhaltensregeln sowie Trainings müssen erarbeitet, bereitgestellt und kommuniziert werden. Weiters wird eine entsprechende Begleitung mit internen Marketingkampagnen benötigt – nicht nur bei der Einführung, vor allem danach. Mit Messparametern sollte man periodisch analytisch auswerten, ob sich eine Verhaltensänderung auch wirklich einstellt, und wenn nicht, feststellen, woran es fehlt, und dahingehend angepasst wieder vermarkten, kommunizieren und trainieren.
Quelle: Publiziert auch im Innovations-Magazin 2022, Seite 66, NEW BUSINESS Verlag GmbH, PRINT, Juli/August 2022, Autor: Nahed Hatahet
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