Die Corona-Krise hat uns auch nach Ostern weiter im Griff.
Das spüren auch kleiere IT-Anbieter wie etwa die HATAHET productivity solutions. Zwar sind sein Unternehmen und sein Team an Homeoffice gewöhnt, aber die aktuelle Corona-Krisen-Situation ist für alle Beteiligten eine echte Herausforderung, sagt Firmengründer Nahed Hatahet im Gespräch mit der COMPUTERWELT.
Der 2007 gegründete Wiener IT-Dienstleister HATAHET productivity solutions legt seinen Fokus auf das Thema Digital Workplace. Der Microsoft Partner hat in den letzten Jahren gehörig expandiert und Kunden wie die Post, Kwizda, Porr und Wienerberger dabei unterstützt, die Kommunikationskultur in den Unternehmen auf eine neue Ebene zu heben. Firmengründer und CEO Nahed Hatahet hat zudem als Sprecher auf zahlreichen Events wie u.a. beim CIO Kongress Erfolgsbeispiele und Best Practices präsentiert und hat auch als Vorstand im Verband Österreichischer Software Industrie (VÖSI) das Thema „Arbeitsplatz der Zukunft“ vorangetrieben.
Die Corona-Krise ist für alle eine Herausforderung, trifft aber die Wirtschaft und hier vor allem KMUs besonders hart.
Hatahet äußert Kritik an der langwierigen und bürokratischen Hilfestellung bzw. den Corona-Fördermaßnahmen von Seiten der Regierung. Da sei Österreich in punkto Digitalisierung ein Nachzügler bzw. andere Länder im internationalen Vergleich schon viel weiter voran.
COMPUTERWELT: Wie handhabt Ihr eigenes Unternehmen die Corona Krise bzw. welche Maßnahmen werden intern gesetzt?
Wichtig war für uns von Anfang an ein schnelles Reagieren. Gemeinsam mit meinem Team haben wir sofort am 10. März mit internen Informationen und Vorbereitungen zu Krisenbewältigung reagiert – zum Schutz unserer Mitarbeiter, Partner und Kunden. Bereits seit 13. März, das war schon vor mehr als einem Monat, sind wir alle komplett auf Homeoffice umgestiegen und halten seither alle internen und externen Termine „remote“ ab. Unsere Kunden und Partner haben wir dann gleich mit einem eigenen COVID-Schreiben zur aktuellen Situation informiert.
Der Umstieg auf kompletten Homeoffice-Betrieb ist zwar sozial schwierig und mir fehlt auch der persönliche Kontakt mit dem Team natürlich sehr – aber als der „Modern Workplace“ Spezialist in Österreich können wir immer schon von überall und jederzeit arbeiten und hatten zumindest dafür gar keinen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Die Herausforderung lag vielmehr in der externen Kommunikation. Weiter nutzen wir für Bereiche, die aktuell weniger angefragt werden, die Möglichkeit der Kurzarbeit. Diese wurde dann doch noch nach mehrmaligen Anpassungen seitens der Regierung zu einem attraktiven Angebot, auch für uns. Vom jetzigen Wissensstand der Dinge werden wir bis 30. April alle noch im Homeoffice arbeiten.
COMPUTERWELT: Welche Maßnahmen und Aktionen bietet Ihr Unternehmen aufgrund der Corona Krise seinen Kunden?
Für unsere Partner und Kunden haben wir ein eigenes COVID Informationsblatt erstellt, dass alle unsere Aktionen klar und verständlich vermittelt. Wichtig war uns, zu informieren, was die Krise für unsere Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern nun konkret bedeutet und wie die „neue“ Zusammenarbeit zum höchstmöglichen Schutz aller Beteiligten ablaufen soll.
Neben der gesonderten Kontaktmöglichkeit in der Krise haben wir alle Termine auf „remote“ umgestellt und die technischen Möglichkeiten seitens unseres Unternehmens dafür bereitgestellt. Wie bereits erwähnt können wir hier auf unsere eigene Expertise zurückgreifen, die mehr ist, als nur Videokonferenzen abzuhalten. In einer solchen außergewöhnlichen Situation ist das sehr angenehm. Bereits nach der ersten Woche hat sich bei uns alles sehr gut eingespielt und die Krisensituation ist zum neuen „Normalzustand“ geworden.
COMPUTERWELT: Welche Maßnahmen sollten aus Ihrer Sicht wirtschaftspolitisch gesetzt werden oder was wünschen Sie sich?
Unsere Regierung ist sicherlich sehr bemüht, die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen in der Krise zu meistern. Wir hätten uns für eine solche Pandemie jedoch eine wesentlich bessere Vorbereitung erwartet. Es ist unglaublich, dass eine solche Krise das gesamte Wirtschaftssystem so schwer schädigen kann – da muss man schon auch unser gesamtes System in Frage stellen.
Kritisieren muss man ganz klar die Art und Weise, wie man es Unternehmen schwer macht, hier Unterstützung anzufordern. Erst jetzt bemerkt man, wie wichtig es gewesen wäre, viel früher schon und viel effektiver auf Digitalisierung zu setzen.
(Zitat, Nahed Hatahet)
Das Ausfüllen von seitenlangen Papierformularen in einer Notsituation ist in der heutigen Zeit schwer bedenklich – in vielen Ländern ist die Digitalisierung viel weiter fortgeschritten. Digitale Formulare sollten heute selbstverständlich sein. Hier hat unsere Regierung in den letzten Jahren mehr oder weniger versagt. Wir wünschen uns wahrhaftig wirtschafspolitisch unkomplizierte und rasche Hilfe für Unternehmen.
COMPUTERWELT: Wie gehen Sie persönlich in Ihrem Unternehmen mit der Krise um, wie verhalten Sie sich?
Für mich hat sich nicht allzu viel verändert – ich arbeite so wie früher, egal wo ich will und wann ich will – mit unseren Modern Workplace Technologien. Amüsiert bin ich eher darüber, dass für viele Menschen das Thema „Videokonferenz“ zu einem digitalen Highlight wurde – das sind Technologien, die uns seit über zehn Jahren bereits begleiten. Für uns als HATAHET ist Homeoffice und „remote“ Arbeit, wie schon eingangs gesagt, wesentlich mehr als eine „Videokonferenz“ abhalten zu können. Wir leben eine moderne Unternehmenskultur der Zusammenarbeit und Kommunikation am digitalen Arbeitsplatz – und das ist wesentlich mehr. Es geht z.B. darum die Mailbelastung intern in Griff zu bekommen und auf neuere Möglichkeiten wie Chat umzusteigen bzw. um das gleichzeitige Arbeiten an Dokumenten sowie jederzeit und überall mit Externen leicht zusammen arbeiten zu können. Neben Videokommunikation geht es also vor allem um das Thema Zusammenarbeit und wie Teams besser, moderner und effizienter arbeiten können und dies am besten ohne E-Mail Verkehr. Von diesem Wissen und von dieser Expertise leben wir, es ist unser tägliches Geschäft.
Persönlich merke ich aber auch, dass die Reiseaktivitäten unbewusst sehr viel Zeit gekostet haben – ich habe aktuell wesentlich mehr Zeit, um effektiver zu arbeiten – alleine schon, weil ich aktuell nicht täglich in der U-Bahn in Richtung Firma sitzen muss.
Das wichtigste sind aber unsere virtuellen Treffen jeden Freitag, wo wir uns alle einmal pro Woche abgleichen und unseren sozialen Kontakt aktiv pflegen und Spaß haben – nur digital eben. Dennoch – bei all diesen tollen digitalen Möglichkeiten – freue ich mich schon wirklich sehr, meine lieben Kollegen und Freunde wieder persönlich treffen zu können. Es geht mir persönlich nun mal immer um den Menschen – und der ist nun mal einfach nicht digital.
Quelle: Interview von Christine Wahlmüller-Schiller mit Nahed Hatahet | Erschienen im April 2020 | COMPUTERWELT, CW Fachverlag GmbH | Autoren: Nahed Hatahet und Christine Wahlmüller (IT Fachredaktion, CW Fachverlag GmbH)
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